Archive for the ‘ Fotografie ’ Category

Foto des Tages #16

When the lights are out… – Marek Mäemets

Foto des Tages SHOUT. Schickt mir eure Fotos. Mehr dazu hier. info(at)artpjf.com

Valie Export @ Charim Galerie, Wien

„Das künstlerische Schaffen von Valie Export ist in wesentlichen Teilen von der Erweiterung des Bildbegriffes, der Hinterfragung von Bildgrammatiken und Konzepten des Kinos, von konzeptueller Fotografie und von Werkprozessen, die mit dem Begriff des „Anagrammatischen“ charakterisiert werden, geprägt. Vielfach wirken die Auseinandersetzungen mit diesen Themen ineinander. So beispielsweise im Avantgardefilm „Syntagma“, in welchem Bildfindungen aus der Serie der Körperkonfigurationen und Gestaltungselemente aus den Serien der konzeptuellen Fotografien zu finden sind. Die Leitlinie der gegenwärtigen Ausstellung von Valie Export in unserer Galerie führt entlang dieser Grundgedanken, der Verschränkung von unterschiedlichen Medien und Bildkonzepten.

„Ein durchsichtiges Plexiglasobjekt, auf der einen Seite kantig, auf der anderen abgerundet. Der skulpturale Behälter nimmt in seiner Mischung aus rechtwinkeligen und runden Formen auf das Innenleben Bezug. Dieses besteht aus einer Reihe identisch aussehender DVDs, die durch die transparenten Wände schimmern; die Box enthält neunundzwanzig Film- und Videoarbeiten Valie Exports“. So beschreibt Johanna Schwanberg das Objekt, dessen Inhalt in unserer Ausstellung in der Abfolge von 29 Tagen zu sehen sein wird. An jedem Tag der Ausstellung wird ein Film/Video, entsprechend den 29 Video DVDs der Box, präsentiert. Neue Laser-Installationen, basierend auf Entwürfen von 1973, sowie Modelle von Werken, die für die Ausstellung „Valie Export – Archiv“ im Kunsthaus Bregenz entwickelt wurden, ergänzen einander durch ihre Wechselbezüge und formalen Entsprechungen.

Die fotografischen Bildquellen der „Modelle“, in denen zeichnerische Gesten physisch in den Raum ausgreifen, bilden auch die Grundlage der Laser-Installation „Aus dem geomtrischen Skizzenbuch der Natur: Geometrische Figurationen in Dünenlandschaft, 1973/2012″. Auch sie fungieren als Modelle, allerdings als Paradigmen nachgestalteter Raumerfahrungen. Dabei wird der illusionäre Bildraum der Fotografie durch Zeichenbewegungen verstärkt und diese mittels Lasertechnik in den realen Raum der Galerie erweitert.

Die einzelnen Entwicklungsschritte des Entwurfes von 1973 bis hin zur Konkretisierung der damals schon angedachten Laser-Installation bilden, neben der Präsentation der neuen Video DVD Edition, den zweiten Schwerpunkt der Ausstellung.“

(Text: Charim Galerie Wien)

her ARTic impression:

Interessante Werkauswahl: das Zusammenspiel zwischen Televisionärem und den Fotografien mit dreidimensionalem Vorsatz hinterfragt die Wahrnehmungsbeziehungen im Raum. Die Laser-Installation diente als i-Tüpfelchen der Ausstellung, auch wenn die Abspielfolge des Lichtstrahls nicht ganz klar schien. Schade war es, dass man die einzelnen Tonsignale der Videos nicht hören konnte und die Fernseher in ihrer Aufstellung vielmehr an eine einheitliche Installation erinnerten, anstatt für sich zu wirken. Man versuchte den Bezug zu den einzelnen Filmen zu finden, fand jedoch keinen.  Das Geblinker der einzelnen Videos verstärkte den Effekt der Kisten-Installation. Die Aufmerksamkeit zog es allemal auf sich; am Inhaltlichen mangelte es leider. Dennoch: absolut sehenswert. Das Angebot der DVD ist für Valie Export Fans auch nicht zu verfehlen.

Ausstellungsdauer: 27.01.2012 – 03.03.2012

Fotos von Dimitri Aschwanden.

ARSLAN SÜKAN – While You Are Sleeping

Der türkische Künstler Arslan Sükan verzerrt in seiner Serie „While You Are Sleeping“ Bilder von Gebäuden und Landschaften und spielt mit den Mitteln der Realität und Fantasie.

Durch die verschiedenen Konzeptionen von Dimension und Raum, deformiert er seine Umgebung, um die Möglichkeiten verschiedener menschlicher Aufnahmemöglichkeiten von Transformationen zu erkunden.

Die starken Kontraste und dunklen Farben, sowie dominanten Rottöne betonen die klare Geradlinigkeit, wodurch eine gewisse „Unnatürlichkeit“ seiner Werke bekräftigt wird. Die Szenen wirken dramatisch, fast düster durch die Schwerlastigkeit dunkler Bildpartien.

Arslan Sükan lebt und arbeitet in Istanbul.

World Press Photo 2011 + Objektiv 2011 @ WestLicht

In diesem Jahr zeichnete die Jury 56 Fotografen aus 23 Ländern in neun Kategorien aus. Eingereicht wurden insgesamt 108.059 Bilder von 5.847 Fotografen aus 125 Ländern. Die Bilder wurden nach ihrem Nachrichtenwert und der kreativen Leistung des Fotografen bewertet. Alle preisgekrönten Fotografien des Wettbewerbs werden in einer Wanderausstellung gezeigt.

Nach den Richtlinien von WORLD PRESS PHOTO müssen die Fotos des Jahres von „großer fotojournalistischer Bedeutung“ sein und sich durch „außerordentliche Qualität der visuellen Perzeption und Kreativität“ auszeichnen. Mit anderen Worten: die Bilder werden aufgrund ihres Nachrichtenwerts, ihres Inhalts und des individuellen, stilistischen Herangehens an diesen Inhalt ausgewählt.

Jährlich sehen 2,5 Millionen Besucher in 45 Ländern die World Press Photo Wanderausstellung.

Zusätzlich zeigt Westlicht Objektiv 2011. Canon und APA – Austria Presse Agentur vergeben jährlich den Pressefotopreis „Objektiv“. Der mit 24.000 Euro Warenwert dotierte Wettbewerb wurde 2011 zum sechsten Mal in Folge vergeben. Ausgezeichnet werden Fotografien, die stärkste inhaltliche Aussagekraft mit höchsten ästhetischen, technischen und gestalterischen Qualitätsstandards verbinden.

(Quelle: westlicht.com)

her ARTic impression:

Spannende und emotionsreiche Fotografien auf internationaler Basis. Die „außerordentliche Qualität der visuellen Perzeption und Kreativität“ überwiegt jedoch in einigen Fällen den Nachrichtenwert. Ein Großteil der Fotografien ist stark „sensationsgeladen“, vor allem in puncto Brutalität. Gleichzeitig öffnet die Ausstellung dem Betrachter die Augen und befasst sich mit Motiven wie Leiden, Tod und Trauer, was gesellschaftlich allzu oft negiert wird. Die Wanderausstellung ist für all die empfehlenswert, die das Jahr in seinen spannendsten und bedeutungsreichsten medialen Ereignissen nochmal Revue passieren möchten.

Fotos von Dimitri Aschwanden. Mehr auf facebook und flickr.

ARAS KARIMI – ohne Titel

Aras Karimi sieht das Medium der Fotografie als eine Beziehung zwischen Licht und Film: Licht als spielerischer Akteur und Film als seriöser Registrator. Licht ist das Subjekt seiner Arbeiten. Ungleich üblicher fotografischer Prozesse, erstellt der Künstler keine Szenerien, die eine Geschichte offenbaren, sondern zeigt sein Subjekt als den Erzähler selbst. Karimi stellt ihn in subtiler, aber doch gefühlvoller Art und Weise dar.

Alle Fotografien sind ohne Titel. Dadurch erhält der Betrachter die Chance eigene ungebundene visuelle Erlebnisse zu erfahren, während sie mit dem vom Künstler erschaffenen Ausdruck koinzidieren. Die Fotografien sind demnach eine Reflexion einer Vision, einer Emotion des Moments ohne jeglichen rationalen Sinn.

Mehr auf araskarimi.com.

JOYKIX aka Fabrizio Longo – Luminescent Frictions

Joykix lernte ich auf der STROKE Urban Artfair 2011 in München kennen und war begeistert von seinen Arbeiten. Via Mail schickte er mir sein Portfolio zu. Hier nun ein Feature des italienischen Künstlers Joykix aka Fabrizio Longo.

Das Licht findet eine führende Rolle in den Arbeiten von Joykix. Urbane Landschaften, Ausblicke und Öffnungen modifizieren die Wahrnehmung der Orte, schwebend zwischen Realität und Halluzination. Die Fotografien bilden eine Art visuelle Skizzen einer Untersuchung des Stadtgefüges. Die Bilder erfassen keine Strukturen, oder Szenerien, sondern Luft und Licht. Jede Sequenz bildet eine Serie optischer Metaphern. Joykix schafft eine scheinbare Dreidimensionalität, indem er die Fotografien durch ein von ihm entwickeltes Verfahren auf Plexiglas druckt und somit einen doppelten Lichtreflex beim Betrachten seiner Bilder erzeugt: den realen und abgebildeten. Letztendlich trügt diese Dreidimensionalität und die Fotografie bleibt in seiner Fläche reduziert.

Joykix, aka Fabrizio Longo wurde in Mailand im Jahr 1964 geboren und studierte Szenographie an der Brera Akademie der Bildenden Künste. Er gründete eine Set-Design-Firma und arbeitete als Bühnenbildner für Firmenveranstaltungen und Tagungen. Er spielte eine zentrale Rolle in der Mailänder „Underground-Szene“ der 80er und 90er Jahre und war Mitbegründer von Virus und Helter Skelter zwei bekannten Clubs in Mailand, wo er kulturelle, künstlerische und performative Veranstaltungen organisierte. Zu dieser Zeit führte er serielle fotografische Projekte mit Schwerpunkt auf die verlassenen Industriegebiete Mailands. Seit 2008 konzentrieren sich seine Arbeiten primär auf Bildende Kunst und Fotografie.

Für mehr Infos joykix(at)tin(dot)it kontaktieren.

Joykix @ Stroke Urban Artfair 2011 München

Magie des Objekts @ Leopold Museum

Der Künstler und Kurator Fritz Simak zeigt im Leopold Museum erstmals eine Auswahl von Photoarbeiten aus dem SPUTNIK Fundus, bestehend aus der Sammlung Andra Spallart und der Sammlung Fritz Simak. Rund 200 Werke bieten eine faszinierende Zusammenschau und Gegenüberstellung historischer Aufnahmen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit Werken zeitgenössischer Photographie. In neuem, oftmals überraschenden
Kontext werden bekannte »Klassiker« der Photographie mit weniger bekannten, aber nicht minder wichtigen Beispielen präsentiert.

In einzelnen Themengruppen stehen sich historische und zeitgenössische Photographien gegenüber, Künstler unterschiedlicher regionaler Zugehörigkeit werden nebeneinander präsentiert. So fügt sich zum Beispiel die zarte Blumendarstellung aus der Serie »Wildnis« des zeitgenössischen Photokünstlers Robert Zahornicky von 1999 nahtlos an einen Naturselbstdruck aus der k. k. Staatsdruckerei Wien aus dem Jahr 1853. Das Photo einer zweigeteilten Zwiebel der deutschen Bauhausphotographin Elsa Thiemann aus den 1930er Jahren hängt neben der Darstellung einer durchschnittenen Artischocke, die 1930 vom Amerikaner Edward Weston festgehalten wurde. Schließlich stellt der Kurator die »Self service indoor sculpture« des österreichischen Konzeptkünstlers Erwin Wurm von 1999 einem in Pose gebrachten weiblichen Akt des Photostudios Manasse aus den 1920er Jahren gegenüber.

Zahlreiche weitere Werke unterschiedlicher Epochen fügen sich in der Ausstellung assoziativ und höchst anregend unter eine gemeinsame thematische Klammer. Die Ausstellung zeigt unter anderem Photoarbeiten von Berenice Abbott, Ansel Adams, Herbert Bayer, Harry Callahan, Giovanni Castell, Madame D´Ora, Alfred Ehrhardt, Ernst Haas, Leo Kandl, Hans Kupelwieser, Elfriede Mejchar, Richard Misrach, Wolfgang Reichmann, Aaron Siskind, Josef Sudek, Arthur Tress, Todd Watts und Edward Weston.

(Textquelle: www.leopoldmuseum.org)

her ARTic impression:

Die ungewohnten Gegenüberstellungen der Bildstrecken fordern den Betrachter zum aktiven Sehen auf. Leben und Tod, Fleisch und Gras, Reales und Imaginäres, Natürlichkeit und Künstlichkeit sind einige der motivischen Gegenüberstellungen, die die höchst spannende Vielseitigkeit der Ausstellung bilden. „Magie des Objekts“ verfolgt eine klare Antihistorik und motivische Gegenästhetik in der Auswahl der Werke, sowie ihrer Platzierung. Historische und zeitgenössische Photographien stehen sich gegenüber. Der Betrachter wird dazu aufgefordert eigene Vorstellungen zur Geschichte des Werks zu entwickeln. Die belehrenden Texte bleiben aus, die Konzentration liegt auf die künstlerische Eigenständigkeit der Werke. Für diejenigen, denen die Ausstellung zu wenig Text bietet, empfehle ich die lesenswerten Aufsätze im Katalog, die bei dortigen Sitzmöglichkeiten konstenlos zur Verfügung gestellt sind.

Eine Führung vom Kurator folgt am 25. August um 18 Uhr.

Preise:
(mehr unter leopoldmuseum.org)

Erwachsene 11,00 EUR
Freier Eintritt: Presse, Fremdenführer, LM-Museumsfreunde, ICOM (alle mit Ausweis), Kinder bis 7 Jahre
Ermäßigungen gegen Ausweis: Schüler, Lehrlinge, Studenten bis 27 Jahre, Präsenz- und Zivildiener, Beschäftigungslose, Behinderte, Kriegsversehrte, Kunsthistorikerverband, Kunstvermittlerverband, Mitarbeiter von Hauptsponsoren, Gebührenbefreite 7,00 EUR
Senioren 8,00 EUR
Familienkarte: 2 Erwachsene + bis zu 3 Kinder (unter 18 Jahre) 23,00 EUR

Kunstüberforschen @ Schikaneder [her ARTic impression + meine erste Ausstellung]

Die Universität für angewandte Kunst präsentiert in Kooperation mit dem schikaneder future cinema künstlerische Arbeiten der Abteilung Medientheorie/Kommunikationstheorie (Projektleitung Dr. Gerda Lampalzer-Oppermann). Der Schwerpunkt wird auf das Medium Film gesetzt; Kurzfilme der jungen Studenten werden im Kino des Schikaneder gezeigt. Die Themengebiete reichen von filmischen Rekompositionen („of some dark forbidding place“ – „Dramaturgie der Soap Opera“ – „Unterweltfehde“ etc.) bis hin zu aktuellen Themen („Der Tag an dem die rosarote Brill starb.“ – „Reizwort“ – „KUNSTUNDWERBUNG WERBUNGUNDKUNST“ etc.). Prints, sowie Fotografien, unter anderem von Thomas Albdorf (Interview mit artpjf), werden auch ausgestellt.

her ARTic impression:

Kunstüberforschen versteht sich als Projektpräsentation (weniger als herkömmliche Ausstellung) der Studenten der Angewandten im lockeren Bar- und Kino-Ambiente des Schikaneder. Das Publikum der Eröffnung bildete vor allem der Bekanntenkreis der Studenten. Die Arbeiten sind noch bis zum 14.Juni (18-04 Uhr) zu sehen.

Zu dieser Ausstellung hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit meine Arbeiten zu präsentieren.

Dieses Foto zeigt ein für mich sehr ungewöhnliches Moment.

Plötzlich stehe nicht ich vor der Wand, sehe, bestaune, denke über das Ausgestellte nach. Nein, nun stehe ich hinter dem Betrachter, er vor meinen Bildern. Ich fotografierte den jungen Mann schnell, um diesen für mich einmaligen Moment einzufangen.

„Die zukünftige Kunstkritikerin oder Kuratorin hängt gerade ihre Bilder neben meinen auf“ sagte mir Thomas. Ein wenig eigenartig fühlte sich das schon an, denn mein Metier sollte es als „Kunstgeschichtler“ partout nicht sein.

Die Fotografien entstanden während eines Live-Konzerts, im Rahmen der ersten Kollektiv Akt Ausstellung im mo.ë – Ausstellungsdokumentation auf anderer Art meinte ich.

Bei Interesse an den Fotografien bitte via Mail anschreiben [info(at)artpjf.com].

THOMAS PRIOR – Maho Beach

Maho Beach ist ein Strand auf der niederländischen Seite der karibischen Insel Sint Maarten und berühmt für den Princess Juliana International Airport. Wegen der kurzen Start- und Landebahn muss das Flugzeug der Piste 10 auf minimaler Höhe fliegen. Die Lage ist gerade durch diese einzigartige Nähe zu sich im Landeanflug befindenden Jets beliebt. Eine Gefahr besteht, wenn der Abgasstrahl geblasen wird. Der Strand selbst besteht aus weißem Sand und hat wenig bis gar keine Vegetation aufgrund der Abgasstrahl Erosion.

Thomas Prior’s Fotografien zeigen einen einmaligen Blick auf die Szenerie von Maho Beach. Der Zuschauer, einer üblichen Flugzeug-Perspektive aus mehreren tausend Metern Höhe gewohnt, bekommt plötzlich die Wucht einer derartigen Maschine zu spüren – ein einziger Mensch unterliegt dieser Kraft voll und ganz. Ein Gefühl, das scheinbar große Neugierde und einen Erlebnisdrang auslöst.
Das Flugzeug stellt Thomas Prior als höhere, ungreifbare Kraft dar, welches das gesamte Geschehen kontrolliert. Seine Auswirkungen werden in der Form des Strandes visualisiert. Wellen und kurze aber starke Sandstürme lassen den Menschen in die Opferrolle eintauchen. Ist der Schrecken dann vorbei, zeigt sich Maho Beach mit strahlendem blau-grünem Meer wieder in ganzer Schönheit.

Mehr Fotografien von Thomas Prior auf thomasprior.com

Interview mit THOMAS ALBDORF

Vor ein paar Tagen erhielt ich einen Hinweis auf Thomas Albdorf, einem angehenden Künstler und Fotografen aus Wien. Seine spannenden und minimalistischen Werke wurden bereits in einigen Blogs gefeatured. Das Interview fand im Hof der Uni Wien statt.

artpjf: Bitte stelle dich in deinen Worten kurz vor.

T.A.: Mein Name ist Thomas Albdorf, ich bin 29 Jahre alt und studiere seit einem Jahr an der Angewandten in Wien. Mit Kunst beschäftige ich mich im allerweitesten Sinne seitdem ich denken kann, vor einem Jahr habe ich eben den Entschluss gefasst mich intensiv mit der Kunstproduktion und ihren Mechanismen zu beschäftigen.

artpjf: Wer ist Wieflingseder und wer ist Albdorf?

T.A.: Thomas Albdorf ist mein Künstlername, Wieflingseder mein gesetzlicher Name. Albdorf ist eine Kurzform des tatsächlichen Namens des Ortes, in dem ich aufgewachsen bin. Vor ungefähr 16 Jahren habe ich angefangen Graffiti zu machen, das Verwenden eines Synonyms war für mich also eine normale Sache. Ich wollte jetzt meine Existenz, die einerseits mit meinem Heimatort verbunden ist, nicht direkt mit meiner künstlerischen Arbeit in Verbindung bringen, deswegen die Abstraktion. Viele meiner Werke sind jedenfalls in meinem Heimatort entstanden.

artpjf: Als Student für transmediale Kunst an der Angewandten besuchst die Klasse bei Brigitte Kowanz, einer bekannten österreichischen Künstlerin (Ausstellung lief im MUMOK von 25.6 bis 3. 10. 2010). Die Lichtelemente, die du in deinem Werk verwendest, erinnern teilweise an sie. Inwiefern beeinflusst dich Brigitte Kowanz in deinem künstlerischen Werk?

T.A.: Sehr wenig. Die Lichtsachen, die ich mache beziehen sich mehr auf Dan Flavin. Unsere Klasse ist generell sehr offen, jeder macht alles Mögliche von Performances, Fotografie, Skulptur bis Malerei.

artpjf: Wieso dann transmediale Kunst?

T.A.: Die Klasse ist definitiv sehr konzeptlastig und die mediale Umsetzung ist wichtig, aber es gibt keinen Fokus auf eine bestimmte Richtung. Viele Studenten fluktuieren auch durch die verschiedenen Medien. Die Fotografie mache ich jetzt seit eineinhalb Jahren und im Moment sieht es danach aus, als ob ich in Zukunft wieder weniger fotografieren werde. Natürlich gibt es Leute, die nur in einem Medium arbeiten, aber eigentlich ist das Medium zweitrangig, solang es eine gewisse künstlerische Qualität hat.

artpjf: Du bist in Oberösterreich in einem Dorf mit nicht allzu vielen Einwohnern aufgewachsen, umgeben von Wald- und Farmlandschaften. Eine gewisse persönliche Beziehung zur Natur wird in deinen Arbeiten reflektiert, doch erscheint sie nicht als Protagonist, sondern vielmehr als Szenerie oder notwendiger Katalysator, um eine klare Negation im Feld herzustellen. Die aufgezeichneten geometrischen Formen und die verwendeten Materialien wie Plastik oder von Menschenhand geschaffene Objekte wie Stühle oder Lampen, scheinen eine Harmonie in dieser natürlichen Umgebung zu suchen. Glaubst du auch, dass sie sie finden? Wieso?

T.A.: Ich glaub, dass sie die Harmonie nie wirklich finden, dass es aber genau das ist, was es hoffentlich interessant macht.

artpjf: Wieso glaubst du, dass sie diese Harmonie nie finden?

T.A.: Für mich war vor allem der Wald als Ort, wo man tatsächlich nie Kunst auffinden würde interessant. Die Protagonisten sind dort total deplatziert, was für mich ein gewisses Spannungsfeld erzeugt.

artpjf: Deine Intention ist es also, keine Harmonie zu finden, sondern ein Spannungsfeld.

T.A.: Nicht ganz. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ich habe dieses Objekt mit, diese Schnur oder diese Folie und suche dann schon einen bestimmten Ort, wo die Umgebung mit dem Objekt spielt, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwie möchte ich beides. Nicht alles funktioniert, aber ich versuche eine gewisse Balance zu finden. Wie ich das bestimme, weiß ich nicht genau.

artpjf: Personen, aufwändig angefertigte Szenerien oder Ähnliches kommen in deinem Werk kaum vor. Welche Intention steckt hinter dieser minimalistischen Darstellung?

T.A.: Schnelligkeit. Als ich mit meinem Studium begonnen habe, habe ich anfangs an sehr langwierigen und technisch aufwendigen Projekten gearbeitet und schnell festgestellt, dass das für mich ganz schwierig ist, da ich die Idee immer schnell umsetzen wollte. Andererseits ist es auch meine Persönlichkeitsstruktur; ich tendiere auch im graphischen eher zu Minimalistischem.

artpjf: Welche Bedeutung hätten die Objekte in deinen Bildern, wenn sie nicht zentriert wären? Wie wichtig ist diese Konzentration auf den Mittelpunkt für dich?

T.A.: Anfangs habe ich es damit gerechtfertigt, dass ich gesagt habe: Das ist kein auffälliges Objekt. Man muss dem, denke ich, eine Bühne geben. Durch das Zentrieren ist der Fokus auf meine Intervention gerichtet. In Wahrheit, denke ich, ist es ein zwangsneurotisches Verhalten. Ich zentriere einfach alles …

artpjf: Als Grafik-Designer strebst du eine gewisse Perfektion an und bist mit den Mechanismen der Werbebranche vertraut. Bei Werken wie Diagonal [Garden Flavin] oder Red Diagonal hab ich mich gefragt wieso die Diagonale von links oben nach rechts unten verläuft. Ist das eine bewusste Entscheidung von dir? Wenn ja, wieso?

T.A.: Ja, das hat eine gewisse negative Konnotation. Ich denke, dass alles vom Kontext her zu verstehen ist. Ich muss aber zugeben, dass im Moment wo ich das gemacht habe, mir das nicht ganz bewusst war…es ist einfach so entstanden. Andere Diagonalen sind auch wechselseitig. Eigentlich habe ich nie so darüber nachgedacht…

artpjf: Erzähl die Geschichte zu diesem Werk: Penrose / Cooper Diptych

T.A.: Das war eine ziemlich schnelle Sache…Ich bin ein großer Fan von Kyle MacLachlan und David Lynch. Ich hatte das Foto von Agent Cooper (Kyle MacLachlan in Twin Peaks) an meine Wand gehängt, irgendwann kurz danach habe ich dann diese Illustration von dem Penrose Dreieck gemacht, einem vermeintlich dreidimensionalen Objekt, welches aber keines ist. Beides habe ich dann nebeneinander platziert, was ich ganz schlüssig fand, da beides (Twin Peaks und Penrose) nicht wirklich lösbar scheint. Is a schneller Schenkelklopfer…

Beantworte bitte folgende Fragen kurz:

artpjf: Was für eine Baumart wärst du am liebsten?

T.A.: Hm… die Lerche. Nein stimmt nicht, habe ich jetzt nur gesagt wegen Monty Python. Hm, ich bin eigentlich allergisch auf die meisten Bäume. Wenn dann vielleicht die Birke, auf die bin ich sehr allergisch.

artpjf: Kreis oder Quadrat?

T.A.: Beides.

artpjf: Nein, geht nicht.

T.A.: Ah, das sind aber meine beiden liebsten geometrischen Formen! Nagut, Quadrat. Nein, Kreis!

artpjf: Du wirst zu einem Karaoke Abend gezwungen. Welches Lied singst du?

T.A.: Bohemian Rapsody von Queen.

artpjf: Was für ein Gebäude wärst du?

T.A.: Eine Blockhütte.

artpjf: Im Wald?

T.A.: An einem See, in den Bergen, am Wald.

artpjf: Was für eine Zahl wärst du?

T.A.: 23, mein Geburtstag.

artpjf: Mit welcher österreichischen Prominenz kannst du dich am meisten identifizieren (Künstler nicht erlaubt)?

T.A.: Puh…da brauch ich kurz. Probiere gerade an Prominente zu denken, die nicht allzu schlimm sind…Ich denke…Niki Lauda.

artpjf: Mit oder ohne Ohr?

T.A.: Nein, schon der zeitgenössische, der nur rumnörgelt.

artpjf: Deine schlechteste Angewohnheit?

T.A.: Alles zentrieren zu müssen…(seufzt).

artpjf: Deine derzeitige Ausstellungsempfehlung für Wien und Umgebung?

T.A.: Ich war vor kurzem in der Generali Foundation und habe mir unExhibit angesehen. Die Ausstellung selbst ist schwierig, aber sehr interessant.

artpjf: Was ist in nächster Zeit von dir zu erwarten?

T.A.: Ich geh gerade weg aus der Fotografie und möchte mich hin zur Skulptur bewegen. Am 10. Juni findet eine kleine Ausstellung von der Angewandten im Schikaneder in Wien statt, Titel „Kunstüberforschen“. Ab 27. Mai läuft dann das visual arts festival FAB (Fringe Arts Bath) in Bath, da bin ich auch Teil davon, und vom 9. bis 15. Juni kann man im Zuge des move Festivals im FORUM STADTPARK in Graz bei der Ausstellung „remove – reuse – recycle“ Fotos und eine Skulptur von mir sehen.

artpjf: Vielen Dank für das Interview.

Mehr zu seinen Arbeiten auf decode.at und flickr.