Ausstellungsrückblick WILLIAM KENTRIDGE @ Albertina
Die Albertina zeigte vom 29. Oktober 2010 bis 30. Jänner 2011 in Zusammenarbeit mit dem SFMOMA eine umfassende Retrospektive über das Werk des südafrikanischen Künstlers William Kentridge – Schauspieler, Theaterregisseur und freischaffender Künstler. Die Schau umfasste Arbeiten aus allen Medien – vom Film, Buch bis hin zur Zeichnung und Skulptur.
Kentridge’s Kunst befasst sich vorrangig mit dem Konflikt der Darstellung von Zeit und Bewegung und bezieht sich dabei stilistisch mit der russischen Avantgarde.
In Parcours d’ Atelier stellt Kentridge den Schaffensprozess als Sujet seiner Kunst. Dabei erkennt er in der Produktionsstätte eines Künstlers einen Raum für viele unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten eines Bildes, in dem sich Sequenzen ergeben können, die als innere Projektionen auf den Prüfstand kommen.
„Das Atelier ist eine Kapsel, nicht nur physisch sondern auch psychisch, eine Art vergrößerter Kopf; das Hin- und Herlaufen im Atelier ist das Äquivalent zu den Ideen, die im Kopf herumschwirren, als sei das Gehirn ein Muskel, wo man Fitness, Klarsicht antrainieren kann.“ W.K.
Weltweit bekannt wurde W. Kentridge durch seine Stopmotion Filme, die er als „steinzeitliches Filmemachen“ bezeichnet, wobei er jede Sequenz manuell als Zeichnung anfertigt; übrig bleibt somit die letzte Sequenz als fertige Zeichnung.
„Ein erstes Bild, ein erster Satz oder eine erste Idee rechtfertigen sich durch die Entfaltung der Bilder, Sätze und Ideen, die das Werk in seinem Entstehungsprozess hervorbrachte. Das unvollständige Ausradieren der aufeinanderfolgenden Zustände jeder Zeichnung wird zu einer Aufzeichnung der Entwicklung einer Idee und zu einem Protokoll über das Vergehen der Zeit.“ W.K.
William Kentridge: Five Themes, a comprehensive survey of the contemporary South African artist’s work, opened at the Albertina October 29th, 2010. Featuring more than 60 works in a range of media – including animated films, drawings, prints, theater models, sculptures, and books – the exhibition is co-organized by SFMOMA and the Norton Museum of Art in West Palm Beach, Florida.
In close collaboration with the artist, the exhibition explored five primary themes that have engaged Kentridge over the past three decades. (albertina.at)
Dealing with subjects as sobering as apartheid, colonialism, and totalitarianism, his work is often imbued with dreamy, lyrical undertones or comedic bits of self-deprecation that render his powerful messages both alluring and ambivalent. Best known for animated films based on charcoal drawings, he also works in prints, books, collage, sculpture, and the performing arts. (moma.org)
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Die großangelegte Retrospektive zeigt eine besondere Vielfältigkeit und Komplexität des Werks von Kentridge. Die Kritik an der Politik zieht sich als roter Faden durch sämtliche Werke, die Umsetzung ist allerdings äußerst vielseitig: Lithografien, Kohlezeichnungen, Kurzfilme, Plastiken und obskure Maschinen dienen Kentridge als Ausdruckmittel. Mit der Zeit macht sich der Besucher mit dem Figurenrepertoire vertraut und erkennt Symbole und Bilder in anderen Werken wieder, so z.B. zwei Figuren, die offensichtlich den Künstler selbst versinnbildlichen: Eine sensible Künstlernatur und ihr alter Ego, ein kapitalistischer Großunternehmer; zwei Extreme, die im Kontrast zueinander stehen und unvereinbar scheinen.
Für die Albertina war die Retrospektive eine äußerst frische Darbietung eines noch wirkenden Künstlers. Dennoch, ohne Vorinformation war kein leichtes Verständnis dieser vielschichtigen Arbeiten auf den ersten Blick garantiert – eine starke Wirkung auf den Betrachter hinterließen sie allemal.
(Mitverfasserin/Fotomaterial von: Elisabeth Reith)