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Über Street Art, Meer und Angeln

Jetzt ist schon fast ein Monat vergangen seit meinem letzten Posting – die Pause war gut, der Kopf hat weiterhin gerattert – vielleicht sogar intensiver denn je. Über paar Punkte will ich eingehender reflektieren (vor allem Street/Urban Art Ausstellungen).

Einige wichtige Entscheidungen habe ich bezüglich der Weiterführung meines Blogs getroffen, um vielleicht so etwas wie Prinzipien, eine Richtung im breiten Kunstfeld oder Vorlieben/Ablehnungen zu definieren.

In diesen 2 Jahren von artpjf, wo ich unter anderem einige Ausstellungen, Festivals und andere Eventformen im Bereich Street Art besucht und darüber geschrieben habe, entwickelte sich mit der Zeit eine gewisse persönliche Grundhaltung gegenüber bestimmten Herangehensweisen dieser Kunstform.

Fangen wir bei null an.

Meine Intention mich mit Street Art eingehend zu befassen, erfolgte aus einer ehrlichen Liebe und Faszination zu dieser freien, rebellischen, ephemeren und vor allem frei zugänglichen/öffentlichen Kunstrichtung. Hype hin oder her – was mich interessiert ist das was dahintersteckt – keine kurzlebigen Sensationsphänomene, sondern pure und nackte Substanz.

Meine Ideal-Vorstellung:

Jeder kann Street Art Künstler werden, malen, sprayen – wo, wie, was und mit wem er möchte. Es gibt keine Regeln, außer die, die man sich selbst auferlegt. Das Gesetz kann eine Hürde sein, muss es aber letztendlich nicht. Der Street Art Künstler will dabei vor allem: seine Message nach außen tragen und sich profilieren, eine Wirkung in einer jeweiligen Umgebung erzielen und die Menschen zum Nachdenken bringen;  ob sie nun provozieren, besonders ästhetisch oder geschicklich wirken wollen – es gibt keine Grenzen. Dieses Ungreifbare zeigt sich genauso stark in den varrierenden Künstlerpersönlichkeiten wie auch in künstlerischen Stilrichtungen und -mittel. Der ganze Street Art Topf ist so bunt, sodass die einzelnen Farben kaum mehr fassbar sind.

Die Realität:

Stichwort 1: Geld.

Stichwort 2: Geldistnichtalles.

„What ist Street Art doing in a Gallery?“ war mal der Titel einer dieser Veranstaltungen. Gute Frage. Ich habe eigentlich keine Ahnung.

Hinter jeder Kunstrichtung verbirgt sich eine bestimmte Lebenseinstellung, ein Paradigma. Kunst dient als Reflektion. Sie kehrt von innen nach außen und umgekehrt, und das in einer unbestimmten und unendlichen Folge. Jeder empfindet und „verwertet“ Kunst anders. Natürlich kann man darüber streiten, aber meine Absicht ist es nicht auf pingelige, wissenschaftliche Weise darauf einzugehen. Ich spreche von (m)einem Grundgedanken.

Substanzloses schwimmt immer an der Wasseroberfläche. Viel interessanter ist der dunkle, tiefe Grund mit seiner fast mystischen, nie gänzlich erfahrbaren Kraft.

Aber wer einmal den großen Fisch fängt, möchte ihn so gerne nicht wieder loslassen. Höchstwahrscheinlich wollen dann auch andere sich daran beteiligen. Und schon ist der Goldfisch nicht mehr so frei wie er mal war, schwimmend im weiten, weiten Meer.

Um meine tiefblaue Metapher zu konkretisieren: Street/Urban Art verkauft sich zu sehr als  „junge, hippe, neue Kunstbewegung“ mit Untertitel „Wollen Sie nicht auch Teil dieser Kunstbewegung werden?“.

Definitionen hin oder her, was ist mit dieser Grundhaltung, dem Drang etwas verändern zu wollen, sich gegen Machtsystemen und einer Klassengesellschaft zu wehren?

„Ne, wieso? Der Typ hat facebook tausende von Likes, reblogged on tumlrbrlrbr und so, der ist cool.“

„Achso. Ich dachte es geht um freie Zugänglichkeit, um eine Message, pure künstlerische Freiheit? Doch nicht? Achso. Oke Leute, ich hol mal meine Angel.“